Carmen Oberst Atelier - 2020

 

 

 

CARMEN OBERST - Photo-Cutout-Collagen - Impression im Atelier -

 

Photographie EBERHARD KEHRER - www.kehrer-gestaltung.de 

 

 

 

Carmen Oberst - Photo-Cutout-Collagen

 

 

 

CARMEN OBERST

Photo-Cutout-Collagen & Aquarelle

 

Durch meine langjährigen Ausstellungstätigkeiten, durch mein Interesse am Menschen und an der Kunstvermittlung habe ich viele Dokumentationsfotografien archiviert. Wie aus der Ferne beauftragt habe ich im Jahre 2018 Jahren begonnen, alle Menschen aus den Räumen heraus zu schneiden und in die frei gewordenen Stellen eigene Arbeiten aus der Werkgruppe "Carmen Oberst - Photochemische Malerei“ darunter zu legen und erneut zu fotografieren. Diese Bilder-Ensembles geben Rätsel auf, tragen vielfältige Spuren in sich, sind Verbindung zu Künstler-Menschen, deren Kunstwerke einst in meiner Obhut waren, meiner eigenen künstlerischen Historie und zu mir selbst.

 

Die Silhouetten waren zeitgleich auch Formgebung für einen Aspekt der Aquarell-Bilder, die wie geschwungene, farbenprächtige Klanganweisungen daherkommen.

 

 

 

Ausstellung falk.brvt - www.falkbrvt.com JENS RAUSCH - www.jensrausch.de 

 

 

Ausstellung MARTIN CONRAD - www.martinconrad.com

 

 

LUTZ BLEIDORN - www.lutzbleidorn.com TED GREEN - www.tedgreen.net

 

 

Ausstellung SUSANNE BÜRGER - www.susanne-buerger.de

 

 

 

 

PHOTO-CUTOUT-COLLAGEN, 2018 - bis heute

 

Seit 1980 fotografiert Carmen Oberst teilnehmende Künstler und Besucher in von ihr kuratierten Ausstellungsräumen und Projekten.

Diese Foto-Dokumentationen in Form von Digitalausdrucken sind das Ausgangsmaterial für die neue Werkgruppe der Photo-Cutout-Collagen, in denen die abgebildeten Figuren ausgeschnitten sind. Es bleibt die Situation, der Raum, die Bilder und gleichzeitig eröffnet sich eine neue künstlerische Gestaltungsdramaturgie.

Die von der reinen Dokumentation befreiten Ausdrucke werden Fiktion durch das Hinterlegen von Originalen vorhergehender Werkgruppen. In den Leerstellen der Silhouetten tauchen Fragmente aus der Photochemischen Malerei, den Zeichnungen, den Fotogrammen und den Selbstbildnissen auf. Sie abstrahieren mit den spezifischen Strukturen als Bild im Bild die vertrauten Raumproportionen und schaffen eine neue Wirklichkeit.

 

Ausschnittbestimmung ist ein Grundthema der photokünstlerischen Arbeitsweise von Carmen Oberst. In früheren Arbeiten zu Zeiten der analogen Photographie werden im eigenen Fotolabor aus den Schwarz-weiß-Negativen Ausschnitte gewählt. Abweichungen von den Regeln des vermeintlichen Goldenen Schnittes durch Verschiebung der Bildachsen führen zu Veränderungen des mimischen Ausdruckes. Die Künstlerin durchbricht dadurch die Funktion der Photographie als protokollarisches Medium. Sie gewinnt innere Bilder, die dem Ansinnen nach Poesie Ausdruck verleihen.

 

In der aktuellen Werkgruppe werden manuell die abgebildeten Figuren, die als Menschen in der Erinnerung mitwirken, aber bereits das Verloren-Sein beinhalten, aus dem Papier geschnitten. Die so gefundenen Formen der Ausschnitte dienen als Loslösung von Personifizierungen und als Schablonen für weitere Schritte.

Angeregt von dem empathischen Interesse am Mensch-Sein als solches eröffnen sich in manchmal sonderbaren Körperhaltungen der ausgesparten Silhouetten Freiräume für die absichtslose Gestaltung. Durch das Zusammenspiel beider Bildebenen entstehen Korrespondenzen und Dialoggespräche, die unabhängig vom ursprünglichen Inhalt eine neue Autonomie des Bildes herstellen. Die Bilder werden Vorhut des Vergessens und gleichzeitig offenes Terrain für den Betrachter.

 

Martin Conrad, Carmen Oberst, Hamburg August 2020